Von Kopf bis Fuß

Die J1 hat die Früherkennung von Erkrankungen, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen zum Ziel, soll gesundheitsschädigendes Verhalten frühzeitig erkennen und bietet dementsprechende Diagnostik, Beratung und, falls erforderlich, eine rechtzeitige Behandlung an. Die Ärztin oder der Arzt misst Körpergröße, Gewicht und Blutdruck und lässt sich eine Urinprobe geben. So werden unter anderem Schilddrüse, Herz, Lunge sowie Bauchorgane und das Skelettsystem untersucht. Auch die Pubertätsentwicklung steht im Zentrum der Untersuchung.

Der Impfstatus wird überprüft. Die Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Kinderlähmung müssen aufgefrischt, fehlende Impfungen, etwa gegen Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Meningokokken können nachgeholt werden. Vor Beginn der sexuellen Aktivität sollten die Mädchen und Jungen auch gegen humane Papilloma­viren (HPV) geimpft werden, denn diese Viren können neben Genitalwarzen auch Gebärmutterhalskrebs, Penis- und Analkrebs sowie Krebserkrankungen der Mundhöhle und des Rachens auslösen. Für die Impfungen braucht die Ärztin oder der Arzt allerdings das Einverständnis der Eltern.

Keine Tabus

Doch neben diesen medizinischen Bereichen interessiert sich die Ärztin oder der Arzt auch für die seelische und soziale Entwicklung der Jugendlichen. Dabei kann ein standardisierter Fragebogen, den sie vorher ausfüllen, auf Probleme hinweisen. Dort wird beispielsweise danach gefragt, ob die oder der Jugendliche gut einschlafen kann, Angst davor hat, dick zu werden, von anderen öfter gehänselt wird, mit den Eltern oft Streit hat oder Zigaretten oder Alkohol konsumiert. Außerdem sollen Sätze vervollständigt werden, wie „Manchmal träume ich ...“, „Ich kann nicht ...“, „Meine größte Sorge ...“ oder „Ganz im Geheimen ...“. Was die Jugendlichen nicht beantworten wollen, dürfen sie selbstverständlich auslassen. Doch die Antworten können helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen.

„Für die Jugendlichen ist dieser Arztbesuch auch eine große Chance, denn sie dürfen alles fragen, was ihnen unter den Nägeln brennt“, betont Debrodt. „Und wenn sie allein kommen, trauen sie sich das vielleicht auch eher.“ Manchem Jugendlichen fällt der Arztbesuch aber womöglich leichter, wenn die Eltern oder eine andere Bezugsperson mitkommen, etwa eine Freundin oder ein Freund. Ob in Begleitung oder nicht, das sollte die oder der Jugendliche frei entscheiden dürfen. „Vielleicht ist die J1 der erste Arztbesuch, den das Kind allein unternimmt, und damit ein erster Schritt hin zum Erwachsenwerden“, so Dobrodt.