Deutschlandweit einzigartige Assistenz-App
Dank EU-Fördergeldern kann die „hvv Custom“ jetzt weiterentwickelt werden

Der Ausbau der bundesweit ersten Assistenz-App „hvv Custom“ für hör- und seheingeschränkte Menschen geht in die nächste Runde: Die App soll in Umfang und Funktion weiterentwickelt und über alle Verkehrsmittel des HVV ausgeweitet werden. Bei der Entwicklung der App wurde die Zielgruppe von Anfang an mit eingebunden, schreiben die Betreiber. Die App ist seit Februar aktiviert.
Förderprogramm „Innovative Actions“
Inzwischen hat die European Urban Initiative (EUI), die Europäische Stadtinitiative, einem gemeinsamen Projektantrag der Verkehrsbehörde und einem Konsortium für das Förderprogramm „Innovative Actions“ zugestimmt. Das EUI-Programm fördert innovative Ideen, die nach Lösungen suchen, wie sich Städte nachhaltig entwickeln können. Unter den insgesamt 110 Bewerbungen konnte sich das Hamburger Projekt „Custom“ im Bereich „Technologie in Städten“ durchsetzen. In den nächsten vier Jahren soll die App für alle Bus-, Zug- und Fährverbindungen im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) einsetzbar sein.
Neben dieser Weiterentwicklung der App stehen jetzt, in der zweiten Phase des Projekts, neue Systeme im Fokus, die in den Verkehrsmitteln und der -infrastruktur benötigt werden, um die Barrierefreiheit für seh- und höreingeschränkte Fahrgäste im HVV weiter zu erhöhen. Daran arbeitet ein interdisziplinäres Konsortium. Dazu gehören die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (vhh.mobility), die Hamburger Hochbahn, die S-Bahn Hamburg, HADAG, die Technische Universität Hamburg (TUHH) und das Dialoghaus Hamburg. Das Finanzvolumen liegt bei 4,9 Millionen Euro. Das Institut Verkehrsplanung und Logistik der TUHH führt die wissenschaftliche Begleitungsforschung durch. Nach einer sechsmonatigen Vorbereitungsphase soll das Projekt am 1. Oktober 2025 starten.
Die App wurde von vhh.mobility für den Hamburger Verkehrsverbund entwickelt. Sie soll wichtige Fahrgastinformationen visuell und auditiv so vermitteln, dass seh- und höreingeschränkte Fahrgäste sie erhalten und verstehen können.
Modellprojekt
Durch die Funktionen der App können hör- und seheingeschränkte Menschen selbstständig wichtige Informationen wahrnehmen, die sie bei der Nutzung des ÖPNV benötigen. So kann sich beispielsweise eine seheingeschränkte Person die Fahrzeiten durch die App vorlesen oder in stark vergrößerter Form anzeigen lassen. Zusätzlich ermöglicht die App im Störungsfall erstmals auf leichtem Weg durch Gebärdensprache die Kommunikation zwischen Fahrpersonal und Fahrgast.
„Die App ist ein wichtiger Baustein für eine barrierefreie Nutzung der öffentlichen Nahverkehrsmittel“, betont Verkehrssenator Anjes Tjarks. „Dass die EU uns die Fördergelder bewilligt, um diese innovative App zu verstetigen und weiterzuentwickeln zeigt, dass wir ein kleines Leuchtturmprojekt geschaffen haben. Es kann eine gute Blaupause für andere Städte sein, die ein solches Angebot ebenfalls in ihrem ÖPNV installieren möchten.“
Seit ihrem Start habe vhh.mobility ein sehr positives Feedback von den App-Nutzerinnen und -Nutzern erhalten, freut sich Geschäftführer Lorenz Kasch. „So ein Angebot gab es bisher in Deutschland nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir mit der Bewilligung weiterer Fördermittel die Möglichkeit bekommen, den Funktionsumfang auszuweiten und damit die Barrierefreiheit im HVV weiter zu erhöhen.“ Potenziell könne „hvv Custom“ dann in der Zukunft über die Metropolregion Hamburg hinaus von weiteren Verkehrsverbünden eingesetzt werden.
Was kann die App?
Aktuell umfasst die App „hvv Custom“ folgende Funktionen:
- Abfahrtszeiten auf dem Smartphone: Die App „hvv Custom“ zeigt an allen Haltestellen und für alle Verkehrsmittel im HVV die Abfahrtszeiten im gewünschten Format (extrem vergrößert, kontrastreich oder vorgelesen) an. Bei aktivierter Standortfreigabe zeigt die App automatisch die Informationen der nächstgelegenen Haltstelle.
- Fahrtanmeldung und Ausstiegswunsch: Möchte eine seheingeschränkte Person eine konkrete Fahrt auswählen, besteht auf Buslinien von vhh.mobility die Möglichkeit, einen Fahrtwunsch (Ein- und Ausstieg) anzumelden. Die Busfahrerinnen und Busfahrer bekommen den Fahrtwunsch auf dem Bordcomputer im Fahrzeug angezeigt. Diese Funktion ist insbesondere an Haltestellen hilfreich, an denen mehrere Linien verkehren und wo es zum Teil unübersichtlich ist. Die Erweiterung dieser Funktion auf weitere Verkehrsmittel ist nun in Planung.
- Fahrtverlauf in Echtzeit: Auf dem Smartphone wird der Fahrtverlauf (in der gewünschten Darstellungsform) in Echtzeit angezeigt, sodass jederzeit klar ist, welche Haltestellen als nächste kommen. Auch hier kann der Fahrtverlauf je nach individuellem Wunsch stark vergrößert und der Kontrast angepasst werden.
- Information bei Störungen: Bemerken höreingeschränkte Fahrgäste während der Fahrt, dass etwas Ungewöhnliches passiert, beispielsweise ein längerer Stau, eine Umleitung oder ein Polizeieinsatz, so kann auch hier die App helfen. Über einen Button „Hilfe-bei-Störung“ kann man sich die gängigsten Situationen anzeigen und durch Fahrpersonal oder andere Fahrgäste bestätigen lassen, da mitreisende Fahrgäste in der Regel bereits durch Durchsagen des Fahrpersonals informiert sind.
Feedback möglich
Die App lässt sich auch im Modus „Leichte Sprache“ nutzen. Und sie enthält eine Möglichkeit, ein Feedback abzugeben. Mehr Infos sowie die entsprechenden Video- und Textanleitungen zur Nutzung finden hör- und seheingeschränkte Menschen unter