Ein Lachen kann Wunder wirken
In Hamburg werden Seniorenclowns ausgebildet, die Glückmomente verschenken

Mit einer roten Nase, feinen Kostümen, die an frühere Zeiten erinnern, und einem großen Herz begleiten Seniorenclowns ältere Menschen auf eine besondere Art und Weise in der Pflege. Im neuen „Hamburger Weiterbildungsprogramm für Seniorenclowns“ lernen die Teilnehmenden, wie sie mit Freude, achtsamem Spiel und viel Know-how Momente des Glücks schenken können – auch dort, wo das Leben oft herausfordernd ist.
team momentum
Angeboten wird es vom „team momentum“, einer Dozentinnen-Gruppe aus den Reihen des Vereins Klinik-Clowns Hamburg. Ihre Qualifikationen, ihr Expertenwissen und ihre eigene langjährige Erfahrung sind die Grundlage der Weiterbildung. Zielgruppe sind praxiserprobte Clowns, die im medizinischen und pflegerischen Umfeld tätig sind (Klinik- und Seniorenclowns). Die ausgebildeten und erfahrenen Clowns werden gezielt für die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren geschult, um eine hohe Qualität bei dieser Art der Clowns-Einsätze sicherzustellen und bundesweit zu fördern. Die Weiterbildung steht unter der Trägerschaft des Vereins Klinik-Clowns Hamburg und wird durch die Securvita Krankenkasse gefördert. Sie besteht aus fünf Modulen. Jeder Themenblock kombiniert fundiertes Fachwissen mit praxisnahen Übungen – und lebt von den persönlichen Erfahrungswerten der Dozentinnen. Die Weiterbildung ist im September 2024 gestartet und befindet sich im vierten Modul. Bisher haben die Teilnehmenden sich intensiv mit den Themen Erkrankungen im Alter, den Stadien der Demenz sowie dem sensiblen Umgang mit alterseingeschränkten und demenziell veränderten Menschen auseinandergesetzt. Ziel ist es zu erkennen, wie sie den Menschen begegnen können: „Wir müssen wissen, wie wir sie in ihrer anderen Welt, in der demenziellen Erkrankung erreichen können“, so eine der vier Dozentinnen.

Das Kostüm im Fokus
Besonders das Kostüm wird in der Weiterbildung nochmal in den Fokus gerückt und ein Perspektivwechsel vorgenommen. Dabei stehen die Bewohnerinnen und Bewohner im Mittelpunkt. Und Fragen wie „Was trugen die Herren und Damen in ihrer Jugendzeit gerne? Welches Accessoire könnte ein Türöffner sein und an alte Zeiten erinnern?“ werden intensiv erforscht. Dabei kann es passieren, dass sich ein Seniorenclown besonders hübsch machen wollte, aber sie oder er einfach nicht so recht in den Anzug passt: Die Ärmel zu kurz, das Hosenbein zu lang. Doch gerade diese Situation kann ein wunderbarer Anlass für ein Gespräch sein.
Dieses probierten die Teilnehmenden dann im dritten Modul auch direkt aus. Sie besuchten eine Senioreneinrichtung, um das Gelernte im Kontakt mit Seniorinnen und Senioren anzuwenden. Dabei war das Ziel klar: Die Gefühle des Gegenübers zu erkennen und anzunehmen und den Menschen Momente der Freude, Leichtigkeit oder einfach der Verbindung zu schenken. Im Moment zu sein, ohne zu urteilen, ist der Kern dieser Arbeit.
Die Achtsamkeit in der Begegnung mit Seniorinnen und Senioren wird auch im Zusammenwirken mit Angehörigen und Pflegenden, die auch Teil des Spiels sein können, praktiziert. Mitarbeitende in der Pflege erfahren durch die Einsätze, wie mit Humor auch schwierige Situationen mit den Älteren aufgelöst werden können. Das entlastet beide Seiten.
Einzigartig an der Weiterbildung ist, dass jedem Modul ein Sinn gewidmet wurde. Im Laufe des Lebens verlieren die Menschen ihre Sinne, was eine Anpassung der Ansprache erfordern kann. Dass sich die Lebensqualität älterer Menschen durch humorvolle und zugewandte Interventionen verbessern kann, ist wissenschaftlich erwiesen. Das Denken, die Kommunikation und das Erinnerungsvermögen der Seniorinnen und Senioren wird angeregt, das geistige Wohlbefinden gefördert, die Resilienz gestärkt und mancher Kreislauf in Schwung gebracht.

Zweite Runde
Für April 2025 steht noch das letzte Modul an, bevor Anfang Juli die zweite Weiterbildung startet. Im fünften Modul widmen sich die Teilnehmenden der Selbstfürsorge und lernen, in der oft herausfordernden Tätigkeit auf sich zu achten, um ihrem Gegenüber aufmerksam und achtsam begegnen zu können.
Die aktuelle Weiterbildung zeigt, dass ein Lächeln, ein Moment des Lachens oder der Verbindung kleine Wunder bewirken können. So sagte eine Teilnehmerin: „Ich habe immer meinen Stock dabei, weil ich Angst habe hinzufallen. Nun weiß ich gar nicht, wo ich ihn hingelegt habe.“
Das „team momentum“ freut sich darauf, seine Reise fortzusetzen – mit offenen Herzen, neugierigen Sinnen und einer tiefen Wertschätzung für die Menschen, denen es begegnen darf.
Info
Start der nächsten Weiterbildung ist am 4. Juli.
Es sind noch Plätze frei.
Weitere Informationen und Anmeldung unter
(0 40) 88 14 50 90