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Ein wachsendes globales und nationales Problem

Von: red

Jeder Zweite über 65 ist von Schwerhörigkeit betroffen – Eine rechtzeitige Diagnose entscheidet über den Behandlungserfolg.

Das Bild zeigt eine Patientin und eine Ärztin bei einem Hörtest.
Wer häufig den Eindruck hat, dass andere nuscheln oder undeutlich sprechen, sollte einen Hörtest machen. © stock.adobe.com/Kzeno

Wie wichtig es ist, auf die Hörgesundheit aufmerksam zu machen, zeigen die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Geschätzt sind weltweit etwa 1,5  Milliarden Menschen von Schwerhörigkeit betroffen. Allein in Deutschland zeigen Studien, dass jeder Zweite über 65 Jahren unter Hörminderungen leidet.

Schwerhörigkeit ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens

Doch was passiert, wenn die Schwerhörigkeit nicht durch ein Hörgerät ausgeglichen wird? Dann erhalten die für bestimmte Frequenzen und Lautstärken zuständigen Nervenzellen der Hörbahn und Hörrinde im Gehirn keine Impulse mehr. Sie schalten ihre Verbindung zu benachbarten Zellen ab. Diesen Vorgang bezeichnet man als Hörbahn-Degeneration. Fehlen zunehmend Frequenzen, muss man auf wichtige Unterscheidungsmerkmale verzichten, wie zum Beispiel feine, hohe Obertöne. „Es wird immer schwieriger, sogenannten Nutzschall aus den Umgebungsgeräuschen herauszufiltern“, sagt Dr. Cornelius Erbe, Arzt und Leiter des Versorgungsmanagements der Handelskrankenkasse (HKK).

Schwerhörigkeit, medizinisch als Hypakusis bekannt, ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens. Dies kann von leichten Einschränkungen bis hin zum vollständigen Hörverlust reichen. Die Diagnose erfolgt durch spezielle Hörtests, welche die individuelle Hörschwelle in Frequenzen und Dezibel messen. Dr. Erbe empfiehlt bei Hörminderung regelmäßige Tests, „besonders bei Personen über 50 Jahren, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.“

Arten und Ursachen

In der Medizin werden hauptsächlich drei Arten von Schwerhörigkeit unterschieden: Schallempfindungs-, Schallleitungs- und Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit. Jede Form hat spezifische Ursachen und erfordert eine individuelle Behandlungsstrategie. Bei Letzterer beispielsweise tritt das Problem erst im Gehirn auf. Die Schallwellen werden vom Ohr zwar richtig aufgenommen und weitergeleitet, doch das Gehirn kann die Töne nicht korrekt identifizieren und zuordnen.

Die Zeit der klobigen Hörgeräte, die hinter dem Ohr sitzen und in einem orthopädischen Beige oder grau daherkommen, ist vorbei. Heute gibt es Hilfsmittel, die aussehen wie kleine Earpods. Sie sind bunt, verschwinden fast vollständig im Gehörgang und haben zahlreiche Zusatzfunktionen. Zum Beispiel lassen sie sich mit dem Handy koppeln und können Anrufe übertragen – oder auch den Ton des Fernsehers. Per App kann man bei unterschiedlichen Hörumgebungen einfach umstellen. Die Mikrofone der Hörgeräte lassen sich je nach Geräteklasse sogar einzeln ansteuern, um zum Beispiel nur in eine Richtung zu hören.

Trotz des wachsenden Bewusstseins für Schwerhörigkeit gibt es immer noch ein Stigma rund um das Tragen von Hörgeräten. „Dies gilt es abzubauen und die Akzeptanz von Hörhilfen als normale und notwendige medizinische Geräte zu fördern. Die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Hörminderungen können entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern“, betont Dr. Erbe.