Fast die Hälfte der Schulanfänger hat Karies
Schmerzen beim Kauen und Lücken im Milchzahngebiss – das ist nicht gut für die Entwicklung
Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg zeigen, dass die Zähne häufig schon in jungen Jahren angegriffen sind: Fast jeder dritte Erstklässler und jede dritte Schulanfängerin waren bereits wegen Karies in Behandlung. Hinzu kommen etliche Karies-Fälle, die unbehandelt blieben.
Für die Auswertungen wurden Daten von tausenden AOK-Versicherten der Geburtenjahrgänge 2015 und 2016 analysiert. So konnte nachvollzogen werden, ob schon vor dem Eintritt in die Schule Füllungen abgerechnet worden sind. In 28,6 Prozent der Fälle war das so. Erschienen sind diese Auswertungen im Gesundheitsreport 2024.
Zu wenig Vorsorge
Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) in Bonn hat bereits im Jahr 2016 eine Studie herausgegeben, nach der deutschlandweit gerade einmal 56,4 Prozent der Sechs- und Siebenjährigen über ein naturgesundes Gebiss verfügen. Waren die Kinder von Karies betroffen, so war nur etwa jeder zweite kariöse Milchzahn zahnärztlich behandelt worden. Das bedeutet also, dass etliche kariöse Zähne bei den Lernanfängern unbehandelt sind.
„Kariesprobleme müssen von Anfang an ernst genommen werden“, sagt Kieferorthopädin Dr. Gabriella Németh von der Zahnklinik der AOK Rheinland/Hamburg. Es handele sich dabei um die häufigste chronische Erkrankung im frühen Kindesalter. „Ein kariöses Milchgebiss kann weitreichende Folgen haben und sich negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Karies kann beispielsweise zu Schmerzen beim Kauen führen oder zu Fehlstellungen der bleibenden Zähne, wenn die Milchzähne als Platzhalter wegfallen“, erklärt Dr. Németh. In schlimmen Fällen würde sogar die Sprachentwicklung des Kindes beeinträchtigt.