Kategorie VdK-Zeitung Tipp Pflege zu Hause

Hilfe rufen im Ernstfall

Von: red

Ein Hausnotrufsystem bietet Sicherheit – Bei einem Pflegegrad übernimmt die Kasse die Kosten

So lange wie möglich zuhause wohnen – wer möchte das nicht. Doch wie geht das? Eine Möglichkeit ist die Anschaffung eines Hausnotrufgeräts. Es entlastet Angehörige und ermöglicht, im Notfall schnell Hilfe zu holen. 

Ein älterer Mann liegt nach einem Sturz im Wohnzimmer.
In Notlagen kann viel Zeit vergehen, bis Hilfe kommt. © stock.adobe.com/Daniel

Bei einem festgestellten Pflegegrad kommt für die Kosten eines Hausnotrufgerätes unter Umständen die Pflegeversicherung auf. Wer mehr Unterstützung sucht, kann auf eigene Kosten ergänzende Leistungen zubuchen.

Hausnotrufgeräte sind für Menschen geeignet, die ihre Selbstständigkeit erhalten wollen, auch wenn sie durch eine Behinderung, eine chronische Erkrankung oder altersbedingte Beeinträchtigungen gefährdet sind und in Notlagesituationen das Telefon nicht rechtzeitig erreichen können. Wichtig: Ungeeignet sind solche Hausnotrufgeräte für Menschen mit Demenz. Denn bei ihnen könnte es passieren, dass sie nicht in der Lage sind zu entscheiden, wann sie Hilfe benötigen, oder dass sie den Notruf unkontrolliert betätigen.

Wie funktioniert es?

Das Auslösen des Notrufs erfolgt über einen Funksender, der um den Hals oder als Armband getragen wird. Die Verbindung von diesem meist wasserdichten Sender zur Notrufzentrale stellt ein Notrufgerät mit Freisprechanlage her. Das Notrufgerät wird an die Telefondose und ans Stromnetz angeschlossen. 

Empfangen wird der Notruf beispielsweise von einer Notrufzentrale, die rund um die Uhr besetzt ist. Löst der Alarm aus, nimmt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter den Kontakt zur Hilfe suchenden Person auf. In der Notrufzentrale sind folgende persönlichen Daten des Nutzers hinterlegt: Adresse und Zugang zur Wohnung, Gesundheitszustand und Vorerkrankungen, Kontaktdaten von Angehörigen oder anderen Bezugspersonen, verordnete Medikamente, Sofortmaßnahmen und individuell vereinbarte Hilfepläne. Je nach Situation werden Angehörige, Rettungsdienst oder Notarzt verständigt.

Neben einem Hausnotruf, der mit einer Notrufzentrale verbunden ist, gibt es auch ein weiteres Notrufsystem. Es ist mit bis zu zehn gespeicherten Zielnotrufnummern verbunden und wählt diese automatisch in einer vorgegebenen Reihenfolge so lange an, bis der Ruf durch Drücken einer Telefontaste bestätigt wird. Damit soll erreicht werden, dass in jedem Fall jemand ans Telefon geht. Wenn der Hilfesuchende nicht mehr sprechen kann, werden automatisch Name und Adresse genannt. 

Bei vielen Hausnotrufanbietern gibt es noch einen besonderen Service: Sollte sich ein Nutzer innerhalb einer vereinbarten Frist per Knopfdruck gar nicht mehr bemerkbar machen, erfolgt ein Kontrollanruf.

Beim Hausnotruf kontaktiert per Notruf-Armband den Hausnotruf.
Beim Hausnotruf genügt ein Knopfdruck © stock.adobe.com/Peter Maszlen

Was braucht man?

Alle Notrufgeräte sind durch einen Akku vor Stromausfall für mindestens bis zu zehn Stunden geschützt. Die Reichweite des Funksenders beträgt in der Regel bis zu 50 Meter. Bei der Installation muss getestet werden, ob ein Notruf aus allen Räumen der Wohnung und auch vom Garten und Keller her möglich ist. Bei DSL- oder ISDN-Anschlüssen ist zu klären, was passiert, wenn die Leitungen nicht funktionieren. Manche Notrufgeräte sind gegen einen Aufpreis für diesen Fall mit einer SIM-Karte ausgestattet, die den Notruf dann über das Mobilfunknetz weiterleitet.

Für ein Hausrufnotsystem benötigt man zusätzlich zum eigenen Telefon eine sogenannte Teilnehmerstation. Diese ist nicht viel größer als das Telefon selbst. Die Teilnehmerstation wird durch einen handlichen Notrufsender ergänzt, den der Nutzer bequem bei sich tragen kann. Als technische Voraussetzungen sind erforderlich: ein normaler Telefonanschluss mit Dreifach-TAE-Dose und eine freie Steckdose für die Stromversorgung des Geräts. Sollte das Telefon über einen Router laufen, muss die Verbindung gesondert geprüft werden.

Welche Tarife gibt es?

Für Hausnotruf-Systemen gibt es verschiedene Tarife. Zum Basistarif gehören in der Regel folgende Leistungen: die Aufstellung und die Programmierung des Geräts, die Einweisung ins System für Nutzer und Kontaktpersonen sowie die Reparatur von Mängeln. Viele Anbieter halten Zusatzpakete bereit, die hinzugebucht werden können. Dazu gehören: 

  • eine sichere Schlüsselaufbewahrung in einem Tresor,
  • notwendige Module für Personen ohne Festnetzanschluss,
  • zusätzliche Funkfinger,
  • eine Verbindung zu Rauch-, Temperatur- oder Wassermeldern,
  • Falldetektoren, die automatisch einen Notruf absetzen, wenn sie einen Sturz registrieren,
  • Zweitgeräte, gegebenenfalls erforderlich zur Sicherung über mehrere Etagen. 

Bei manchen Hausnotrufdiensten können weitere Serviceleistungen gebucht werden, die über das Notdienstangebot hinausgehen, wie zum Beispiel die Erinnerung an die Medikamenteneinnahme, ein Menüservice, ein Besuchshundedienst oder ambulante Pflegeleistungen. Die Kosten für diese zusätzlichen, oft sinnvollen erweiterten Anwendungen, müssen von den Nutzern allerdings selbst übernommen werden. Vor einem Vertragsabschluss sollte deshalb immer geprüft werden, welche Leistungen wichtig sind. 

Worauf ist zu achten?

Ein wichtiges Qualitätskriterium für ein Hausnotrufsystem kann sein, dass der Anbieter sowohl in der Notrufzentrale als auch beim Hilfepersonal vor Ort qualifizierte Fachkräfte beschäftigt. Darauf weist die Verbraucherzentrale hin. Auch die Nutzung eines regionalen Hausnotruf-Anbieters könne von Vorteil sein. Dadurch wären die Helfer schneller vor Ort. Wenn das Notrufsystem nicht über eine Notrufzentrale geschaltet ist, sondern nur auf vorgegebene Telefonnummern umstellt, könne es in akuten Situationen zu unnötigen Verzögerungen kommen, gibt die Verbraucherzentrale zu bedenken.

Vor einem Vertragsabschluss sollte man den Vertrag und das Kleingedruckte, also die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Datenschutzbestimmungen, genau durchlesen. Dabei rät die Verbraucherzentral auf folgende Punkte zu achten: Installation, Leistungsumfang, Kosten für Zusatzleistungen, Laufzeit und Beendigung des Vertrags, Reparatur, Haftung und Datenschutz.

Nach aktuellen Zahlen der Verbraucherzentrale liegen die monatlichen Kosten im Basistarif bei um die 20 bis 25 Euro und zwischen 30 und 50 Euro, wenn zusätzliche Leistungen hinzukommen. 

Die Pflegekasse übernimmt unter bestimmen Voraussetzungen Kosten in Höhe von 25,50 Euro monatlich. In diesen Kosten enthalten ist die Anschlussgebühr. Übernimmt die Pflegeversicherung die Kosten, zahlt sie diese direkt an den Anbieter. Wie bei den meisten Abonnementverträgen üblich, können Monatsbeiträge mit Einzugsermächtigung, Dauerauftrag oder Überweisung beglichen werden. Von Abbuchungsaufträgen rät die Verbraucherzentrale ab.

Wann zahlt die Kasse?

Die meisten Nutzer von Hausnotsystemen tragen die Kosten selbst. Menschen mit geringem Einkommen können sich an das Sozialamt wenden. Personen, die im Rahmen der Pflegeversicherung als pflegebedürftig anerkannt sind, beantragen ein Hausnotrufsystem als technisches Pflegehilfsmittel bei ihrer Pflegekasse. Voraussetzung für eine Bewilligung ist, dass folgende drei Kriterien erfüllt sind:

  • Der Pflegebedürftige lebt allein oder über weite Teile des Tages allein,
  • aufgrund des Krankheits- bzw. Pflegezustandes (z. B. Gleichgewichts- und Bewusstseinsstörungen, Herzanfälle, Fallneigung) ist jederzeit mit dem Eintritt einer Notsituation zu rechnen,
  • der Notruf kann nur mittels eines Hausnotrufsystems abgesetzt werden.

Einen Hausnotruf bekommen auch Menschen von der Pflegekasse bewilligt, wenn sie mit einer Person in häuslicher Gemeinschaft leben, die aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Einschränkungen im Fall einer Notsituation nicht in der Lage ist, einen Hilferuf selbstständig abzusetzen.