Kategorie VdK-Zeitung Pflege

Mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung

Von: Christine Berg, Projektkoordinatorin

Netzwerk für pflegende An- und Zugehörige in Hamburg gegründet

Ein Gruppenfoto vom Netzwwerk-Team.
Beim Start zum neuen Netzwerk mit dabei: (im Hintergrund von links) Jörn Wieking, Christiane Deneke und Nadja Philip sowie (untere Reihe) Christa Herrmann, Hanneli Döhner, Kerrin Stumpf und Regina Raulfs. © NwpA-HH

In Hamburg hat sich im letzten Jahr das „Netzwerk pflegende Angehörige Hamburg“ (NwpA-HH) gegründet. Ziel dieses Netzwerkes ist es, die Arbeit der regionalen Organisationen und Initiativen, die sich für die Interessen von pflegenden Angehörigen einsetzen, zu bündeln und damit deren Anliegen mehr Durchsetzungskraft zu verleihen. Neben regelmäßigen Treffen wurde ein erster öffentlicher Fachtag organisiert. Ein Schwerpunkt im laufenden Jahr soll die Konzeptionierung einer Koordinationsstelle sein.

Mehr als 68.000 Menschen wurden nach Angaben des Verbands der Ersatzkassen (vdek) im Jahr 2023 in Hamburg zu Hause gepflegt – in der Regel im Wesentlichen von An- und Zugehörigen aller Altersgruppen. Nur in rund jedem dritten Fall hat ein ambulanter Pflegedienst diese Arbeit unterstützt. Die Leistung dieser An- und Zugehörigen ist somit ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.

Menschen, die diese Nächstenpflege übernehmen, sind nicht nur Lebenspartnerinnen oder -partner, sondern auch Eltern, Kinder und Geschwister sowie Freunde oder Nachbarn. Neben ihrem Beruf, der Schule, Kindern und Haushalt übernehmen sie Verantwortung für einen pflegebedürftigen Menschen und spielen damit eine tragende Rolle, damit dieser in seiner vertrauten Umgebung bleiben kann.

Die Versorgung eines Pflegebedürftigen ist mit vielen Belastungen verbunden und kann sehr anstrengend, zeit- und kräfteraubend sein. Die gesundheitliche und finanzielle Belastung der pflegenden An- und Zugehörigen ist deshalb alarmierend. Die Sichtbarkeit ihres enormen Einsatzes ist nach wie vor viel zu gering. Neben der Sorge um den zu Pflegenden fehlt vielen die Kraft, sich auch noch für ihre persönlichen Interessen stark zu machen.

Da es sich um keine homogene Gruppe handelt, lernen sich diese „Pflegenden An- und Zugehörigen“ selten kennen und können ihre Erfahrungen nicht austauschen. Was also fehlt, ist eine übergreifende Selbsthilfe- und Interessenvertretung sowie politische Aktivitäten, um sich Gehör zu verschaffen. 

Bis 2035 wird die Zahl der Pflegebedürftigen noch signifikant steigen. Deshalb brauchen pflegende An- und Zugehörige frühzeitig Unterstützung und Hilfe von Organisationen und Initiativen, die sich für die Interessen der unterschiedlichen Gruppen einsetzen. 

Regionale Hilfe

Um die Zusammenarbeit der Pflegenden in Hamburg zu stärken, hat die Allianz pflegende Angehörige – Interessengemeinschaft und Selbsthilfe (AllipA) unter Federführung ihrer Vorstandsvorsitzenden Dr. Hanneli Döhner eine Förderung zur Bildung eines regionalen Netzwerkes in Hamburg beantragt und für 2023 erhalten. Unterstützt wird sie dabei von Leben mit Behinderung Hamburg Elternverein und deren Geschäftsführerin Kerrin Stumpf sowie der Alzheimer Gesellschaft Hamburg mit Geschäftsführer Jörn Wieking. Das Dreier-Team bildet seitdem die Steuerungsgruppe.

Dank der Fördermittel konnte eine Projektkoordinatorin bis Ende 2023 beschäftigt werden. Diese konnte einen wichtigen Beitrag zum Aufbau und der Evaluation des Netzwerkes leisten. In dem neuen Netzwerk haben sich derzeit 21 Organisationen zusammengeschlossen.

Neben den regelmäßigen Netzwerktreffen wurde im letzten Herbst ein erster öffentlicher Fachtag veranstaltet. Renommierte Referentinnen und Referenten stellten verschiedene Aspekte der Nächstenpflege vor. 

Professor Andreas Büscher von der Hochschule Osnabrück präsentierte aktuelle Studienergebnisse zur Situation und den nötigen Handlungsbedarf. Maren Roling, ebenfalls von der Hochschule Osnabrück, berichtete in ihrem Vortrag von der Situation pflegender Kinder und Jugendlicher. Diese Gruppe soll laut Rahmenplanung der pflegerischen Versorgung bis 2026 auch für Hamburg stärker in den Blick genommen werden. 

Mit dabei war auch Veronika Vahrenhorst, die Leiterin der „Fachstelle für pflegende Angehörige“ in Berlin. Ihre Erfahrungen und Planungen werden eine zentrale Bedeutung für die weitere Arbeit des Netzwerkes haben, da im kommenden Jahr eine „Koordinationsstelle für pflegende Angehörige Hamburg“ geplant ist. 

Ein weiterer Programmpunkt war die Vorstellung der Ergebnisse einer Befragung der Netzwerkpartner durch die Projektkoordinatorin zu den Bedarfen der pflegenden Angehörigen. Anschließend interviewte Sophie Rosentreter von „Ilses weite Welt“ unterschiedliche pflegende An- und Zugehörige. So wurden die Vorträge der Experten mit der Expertise der Betroffenen ergänzt und die Gäste intensiv in die Diskussion einbezogen. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zum Fachtag waren gerade wegen dieser unterschiedlichen Perspektiven sehr positiv und der Austausch wurde als ausgesprochen anregend empfunden. 

Das „Netzwerk pflegende Angehörige Hamburg“ möchte sich weiterhin mit Nachdruck dafür einsetzen, die Anliegen der pflegenden An- und Zugehörigen in den Fokus zu rücken und die dringend erforderlichen Unterstützungs- und Entlastungsangebote auszubauen. 

Kontakt

Allianz pflegende Angehörige
Interessengemeinschaft und Selbsthilfe e. V.
c/o Hamburgische Brücke
Das Demenzdock
Martinistraße 44
20251 Hamburg
(0 40) 4 90 82 94
Externer Link:netzwerk@allipa.de
Externer Link:www.allipa.de/netzwerk