Mehr Vielfalt und Teilhabe im FSJ Kultur
Unter den 79 Freiwilligen sind zum ersten Mal auch junge Menschen mit Behinderung

Am neuen Jahrgang des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) Kultur nehmen in Hamburg erstmals zwei junge Menschen mit Behinderung und Assistenzbedarf teil. Gemeinsam mit ihren 77 Kolleginnen und Kollegen engagieren sich sie sich ein Jahr lang in einer Einsatzstelle für Kultur beziehungsweise kulturelle Bildung. Das teilt die Senatsbehörde für Kultur mit.
FSJ im Kulturbereich
Das FSJ im Kulturbereich gibt es seit über 20 Jahren. Gedacht ist es für junge Menschen zwischen 16 und 23 Jahren. Mehr als 50 Hamburger Einrichtungen machen inzwischen mit und sind als Einsatzorte für das FSJ Kultur anerkannt. Darunter sind Theater, Museen, Bibliotheken, aber auch Kulturzentren und -vereine sowie Stiftungen und Schulen. Die Anzahl dieser Einsatzstellen hat sich laut Senatsbehörde deutlich erhöht, die Anzahl der Freiwilligen seit 2013 mehr als verdoppelt. Träger ist seit 2013 der Verein LAG Kinder und Jugendkultur. Er ist für die Planung und Durchführung zuständig, betreut die verschiedenen Einsatzstellen und begleitet die Freiwilligen unter anderem mit einem Bildungsprogramm.
Wie funktioniert das FSJ Kultur?
Die jungen Menschen engagieren sich ein Jahr freiwillig in den Einrichtungen und lernen dabei den Arbeitsalltag vor Ort kennen. Sie arbeiten in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern wie Kulturvermittlung und -management, Veranstaltungsorganisation, Öffentlichkeitsarbeit, Kostüm oder Bühnentechnik und erhalten Einblicke in die kulturelle Arbeit.
Was leistet das FSJ Kultur?
Wie jedes FSJ soll auch dieses eine Orientierungshilfe für die berufliche Zukunft sein. Die Freiwilligen sollen über das FSJ Kultur ihren Weg in Ausbildung und Studium finden. Dass das FSJ Kultur jetzt für alle jungen Menschen ab 16 Jahren zugänglich wird, konnte mit einer finanziellen Unterstützung der Behörde für Kultur und Medien sowie einer Förderung durch den Fonds Soziokultur (2024-2026) erreicht werden. So können erstmals in diesem Jahr zwei junge Menschen mit Behinderung und Assistenzbedarf ihr FSJ Kultur in Hamburg absolvieren.
„Jungen Menschen die Teilhabe an Kultur von Beginn an zu ermöglichen, ist uns ein zentrales Anliegen“, betont Kultursenator Dr. Carsten Brosda. Hamburg mache damit einen wichtigen Schritt hin zu mehr kultureller Teilhabe. „Das schließt auch den Zugang zu beruflicher Orientierung ein und das muss für alle jungen Menschen gelten.“ Die LAG Kinder- und Jugendkultur als Trägerin leiste mit ihrer Arbeit in der Begleitung der Freiwilligen und Einsatzstellen hierzu einen wichtigen Beitrag. Mit der zusätzlichen finanziellen Unterstützung könnten Barrieren abgebaut und mehr Zugänge für junge Menschen mit Behinderungen geschaffen werden.
Menja probiert Neues
Eine der beiden Freiwilligen mit Assistenzbedarf ist Menja Radke. Sie ist 21 Jahre alt und hat Trisomie 21. Seit September macht sie ihren Freiwilligendienst beim Fundus Theater. Gefragt nach ihren Erwartungen an das FSJ Kultur und ihren bisherigen Eindrücken, sagt sie: „Ich möchte Neues ausprobieren, sehen, was mir Spaß macht, und selbstständiger werden. Hier sind alle sehr nett. Vieles ist neu und manchmal anstrengend. Deshalb ist es für mich sehr wichtig, eine Assistenz zu haben.“
„Zurzeit befinden wir uns noch in der aufregenden Kennenlernphase“, berichten Martina Schröder und Christopher Weymann von Fundus Theater. „Wir wünschen uns ein Theater für Alle zu sein. Auf unserer Bühne gelingt uns das bereits ganz gut.“ Nun freuen sie sich, erzählen sie, mit Menja eine weitere Expertin zu haben, die sie dabei unterstützt.
„Ich freue mich wirklich sehr, dass wir in diesem Jahrgang gleich zwei Freiwillige mit Behinderung im FSJ Kultur vermitteln konnten“, betont Rebekka Leibbrand, Pädagogische Leiterin für das FSJ Kultur beim LAG Kinder- und Jugendkultur. Das sei alles andere als selbstverständlich und wäre ohne die geförderten zusätzlichen Personalstunden kaum vorstellbar gewesen. „Natürlich hoffe ich vor allem, dass dieses Orientierungsjahr eine positive Erfahrung für die beiden wird, aus dem sie gestärkt für die Zukunft hervor gehen.“ Außerdem wünsche sie sich, dass damit ein Signal nach außen gesetzt werde, damit sich auch andere junge Menschen mit Behinderung und auch andere Einrichtungen trauen, diesen Weg einzuschlagen. „Die Möglichkeit für das Engagement von Menschen mit Behinderung im FSJ sollte keine Ausnahme sein.“
Bewerbungsfrist
Das FSJ Kultur ist ein bundesweites Programm der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) und wird gefördert vom Bundesfamilienministerium. Die Behörde für Kultur und Medien Hamburg fördert das FSJ Kultur mit weiteren Mitteln in Höhe von über 55.000 Euro. Start für die nächste Bewerbungsphase für den Jahrgang 2026/27 ist im Januar.
Mehr Infos
Wer sich für ein FSJ Kultur in Hamburg interessiert, findet weiterführende Informationen und Beratung unter Externer Link:https://kinderundjugendkultur.info/fsj-kultur
Am Donnerstag, 11. Dezember, von 18 bis 19.30 Uhr findet eine digitale Infoveranstaltung (per Zoom) statt, die sich gezielt an FSJ-Interessierte mit Behinderung, sowie deren Eltern, Assistenzen und pädagogischen Begleitpersonen richtet. Näheres dazu und die Möglichkeit zur Anmeldung auf der Homepage der LAG unter „Aktuelle Infos“, „Termine“, „FSJ Kultur“ Externer Link:https://www.kinderundjugendkultur.info/