Tattoos und Vorsorge
Untersuchungen sind schwierig – Trotzdem sollten sich Versicherte einem regelmäßigen Haut-Check unterziehen

Sie dienen als Körperschmuck und erzählen häufig eine Geschichte: Etwa jeder Zehnte hat hierzulande ein Tattoo. Unter den 18- bis 29-Jährigen trifft das sogar auf jeden vierten Menschen zu – Tendenz steigend. Das Gleiche gilt auch für Neuerkrankungen am bösartigen schwarzen Hautkrebs. Im Jahr 2000 machten diese noch 3,3 Prozent aller Krebsbehandlungen aus, 2022 waren es bereits fünf Prozent.
Eine Erklärung für den Anstieg sieht die AOK im Verhalten der Menschen. Viele würden sich immer häufiger der Sonne aussetzen, beispielsweise auf Urlaubsreisen in sonnenreichen Ländern. Doch könnten auch Tätowierungen eine Rolle dabei spielen?
Tatsächlich weiß man bis heute nicht genau, was mit den Farbpigmenten auf lange Sicht im Organismus geschieht. Ein Teil der überwiegend unlöslichen Pigmente, die sich in Tattoofarben befinden, lagert sich in die Haut ein – so bleibt die Tätowierung sichtbar. Die Pigmente können sich aber genauso wie die in den Farben enthaltenen löslichen Hilfs- und Konservierungsstoffe im gesamten Körper verteilen. So haben Ärztinnen und Ärzte die Farbpigmente beispielsweise in den Lymphknoten nachgewiesen.
Risiken
Bislang finden Studien kein erhöhtes Hautkrebsrisiko bei Menschen mit Tattoos. Allerdings zeige eine große populationsbezogene Studie aus Schweden Hinweise auf ein höheres Risiko für Lymphknotenkrebs, was dadurch bedingt sein könnte, dass die Tattoo-Farben auch bis zu den Lymphknoten wandern. Darauf weist die AOK hin.
Um Tattoofans mehr Sicherheit zu geben, hat die EU ein Verbot für problematische Hautfarben beschlossen: Seit Januar 2022 dürfen sich keine krebserregenden und erbgutverändernden Substanzen mehr in Tätowier-Farben befinden.
In Deutschland können Versicherte das sogenannte Hautkrebs-Screening in Anspruch nehmen. Es soll dazu beitragen, dass Hautkrebs möglichst frühzeitig entdeckt wird. Die Kosten hierfür werden alle zwei Jahre für jeden ab 35 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das Hautkrebs-Screening sei wichtig, betont die AOK, denn die Erkrankung zeige, dass Hautkrebs in einem frühen Stadium fast immer heilbar sei.
Medizinerinnen und Mediziner könnten bei der Hautkrebsvorsorge den bösartigen schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) oder den meist gutartigen weißen Hautkrebs (insbesondere Basalzellkarzinom) und spinozelluläres Karzinom diagnostizieren, so die AOK. Beim Hautkrebs-Screening erkundige sich der Arzt oder die Ärztin zunächst nach Beschwerden und nach Hautkrebserkrankungen in der Familie. Danach beginne die Suche nach Hautauffälligkeiten – das schließe den gesamten Körper, auch die Körperfalten und den Kopf, ein.
Bei der Hautuntersuchung werde es bei Tätowierungen allerdings knifflig. Denn die Tattoofarbe könne Hautkrebsanzeichen verschleiern. Nicht nur den Tätowierten falle es mitunter schwer, auffällige Hautareale zu sichten. Auch Medizinerinnen und Mediziner könnten Probleme haben, Läsionen, also Schäden an der Haut, inmitten des Tattoos ausfindig zu machen, so die AOK. Grundsätzlich bestehe bei Tätowierungen die Gefahr, dass Hautkrebs und seine Vorstufen nicht frühzeitig erkannt werden und sich so die Einleitung der Behandlung verzögere, was die Heilungschancen verschlechtern könne.
Muttermale
Laut AOK weisen Dermatologinnen und Dermatologen darauf hin, dass großflächige Tätowierungen in der Nähe von Muttermalen eine besondere Herausforderung darstellen würden. Eine Tätowierung, die den Großteil des Arms beispielsweise bedecke, mache die Sicht auf veränderte Muttermale äußerst schwierig. Anzeichen, die ein Muttermal von anderen unterscheide, wie eine unregelmäßige Form, ein unscharfer Rand oder mehrere Farbtöne, könnten dadurch unentdeckt bleiben.
Da Hautkrebs zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland zählt, sei eine regelmäßige Selbstkontrolle der Haut wichtig, so der Hinweis der AOK. Versicherte können prüfen, welche Leistung ihre Kasse vorsieht. Kostenlos ist für alle der Haut-Check – in jedem zweiten Jahr einmal ab 35 Jahren. Einige Krankenkassen bieten aber auch schon Vorsorgeuntersuchungen ab 20 Jahren an.