Teilhabe auf Leih-Basis

Morgens vor der Arbeit oder nach Feierabend eine Runde joggen im Park – was für viele ganz normal ist, stellt beinamputierte Menschen vor schier unüberwindbare Hürden. Denn Kranken- oder Rentenversicherungen übernehmen nur selten die Kosten für Sportprothesen.

Medizinisch notwendige Prothesen gebe es in der Regel nur, um alltägliche Aufgaben wie Treppen steigen oder gehen zu bewältigen, weiß die niedersächsische Landespatientenschutzbeauftragte Nicole Sambruno Spannhoff. Spezielle Sportprothesen fürs Joggen oder Radfahren gehören nicht dazu. Diese können Betroffene häufig überhaupt nur mit langwierigen Gerichtsverfahren einfordern.

Dabei ist Sport für die soziale Integration und auch die körper-liche Fitness sehr wichtig, weiß auch VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Sport bedeutet Teilhabe. Es geht darum, mitmachen zu können. Sport verbindet und fördert das Wohlbefinden und die Gesundheit. Wir haben so viele positive Erlebnisse dazu im vergangenen Jahr bei den Paralympischen Spielen gesehen. Umso bedauer-licher ist es, dass viele Menschen mit Behinderung nach wie vor vom gemeinsamen Sporttreiben ausgeschlossen sind – sei es, weil die Sportstätte nicht barrierefrei ist oder keine passenden Hilfsmittel vorhanden sind.“ Deshalb brauchen Betroffene einen fairen unbürokratischen Zugang zu den passenden Hilfsmitteln wie Prothesen, aber auch Handbikes und Sportrollstühlen, verlangen der Sozialverband VdK und der Behindertensportverband (BSV). 

Denn laut dem BSV machen 55 Prozent der Menschen mit Behinderung keinen Sport. Ein neues Angebot könnte das nun ändern: Der Prothesenhersteller Ottobock aus dem südniedersächsischen Duderstadt bietet seit Kurzem an, Sportprothesen gegen eine monatliche Gebühr auszuleihen. Der Abo-Beitrag soll zwischen 100 und 160 Euro pro Monat liegen, dafür erhalten Sportler dann Prothesen, die sie auch selbst konfigurieren können, wie die Firma Ottobock auf einer Sportveranstaltung für Menschen mit Behinderung ankündigte.