Kategorie VdK-Zeitung Gewaltfreiheit für Frauen

Vertrauliche Spurensicherung

Von: red

Kostenfreies Angebot für Betroffene häuslicher und sexualisierter Gewalt – Die Finanzierung ist gesichert

Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendor hat einen kindgerechten Schutzraum.
Das Childhood-Haus bietet einen kindgerechten Schutzraum. © Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Die Sicherung von Spuren und die Dokumentation von Verletzungen ist der Schlüssel für mehr Opferschutz. Mit diesen Daten können Menschen, die Gewalt erfahren haben, das Unrecht beweisen und ihr Recht einklagen. Die Kostenübernahme dafür ist gesichert; sie wurde zuletzt auf ein neues Finanzierungsmodell umgestellt.

Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) bietet mit seiner Rechtsmedizinischen Untersuchungsstelle eine Anlaufstelle für alle Personen, die körperliche, sexualisierte, emotionale Gewalt oder Vernachlässigung erfahren oder diese miterlebt haben. Nicht nur Erwachsene erfahren dort Hilfe. Mit dem 2021 eröffneten Childhood-Haus gibt es auch ein spezielles Kompetenzzentrum für Kinder und Jugendliche. Dort werden sie in kindgerechter Umgebung untersucht und begleitet.

Anonym

Die Anlaufstellen arbeiten ambulant und interdisziplinär, also mit Ärzten aus verschiedenen Fachrichtungen. Die Betroffenen werden durch speziell geschultes Fachpersonal untersucht und unterstützt. Unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft können sich alle Betroffenen von Gewalt in Hamburg kostenfrei und anonym beraten und untersuchen lassen, auch ohne polizeiliche Anzeige. 

Zuletzt war die Finanzierung ein Thema. Gemeinsam konnten die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, die Behörde für Gesundheit, Soziales und Integration sowie das UKE mit den gesetzlichen Krankenkassen eine Lösung finden. 

Ohne Anzeige

„Die vertrauliche Spurensicherung ist das zentrale Instrument, um Betroffenen von Gewalt einen geschützten Zugang zu medizinischer Hilfe und Beweissicherung zu ermöglichen“, sagt Professor Dr. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des UKE, „unabhängig davon, ob sie sich unmittelbar oder später für eine Anzeige bei der Polizei entscheiden können oder möchten. Durch unsere Expertise stellen wir sicher, dass alle Verletzungen fachgerecht dokumentiert und biologische Spuren nach modernsten Standards langfristig gesichert werden.“ So würden den Betroffenen alle rechtlichen Optionen offenbleiben, sich auch zu einem späteren Zeitpunkt für eine Anzeige zu entscheiden. „Wir können durch unser interdisziplinäres Team alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in einer hochsensiblen Situation medizinisch, psychologisch und sozialpädagogisch bestmöglich unterstützen.“ Die nun erreichte Finanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen sei ein wichtiger Schritt, um dieses niedrigschwellige Angebot dauerhaft zu sichern und die Versorgung von Gewaltopfern in Hamburg weiter zu stärken.

Jeder hat Anspruch

Das Angebot gibt es seit 2008. Die Betroffenen können selbst entscheiden, ob und wie sie die forensisch gesicherten Spuren beziehungsweise Gutachten verwenden wollen. Das Angebot kann unabhängig vom Versichertenstatus in Anspruch genommen werden. Das Angebot wird auch weiterhin grundständig vom Hamburger Senat finanziert. So werde die für die Beweissicherung wichtige langfristige Aufbewahrung der Spuren bis zu 20 Jahren sichergestellt, heißt es in einer Mitteilung des Senats. Seit Juli 2025 übernähmen die gesetzlichen Kassen einen wesentlichen Teil der Kosten. Das bisherige Leistungsangebot bleibe dabei unverändert, die Kosten zum Beispiel für eine Asservierung von Spuren über die ersten zehn Jahre hinaus würden auch weiterhin von der Stadt getragen. 

Hinweise erwünscht

Das Childhood-Haus Hamburg berät alle Menschen, die den Verdacht haben, ein Kind oder ein Jugendlicher könnte misshandelt oder vernachlässigt werden, über mögliche weitere Schritte. Die Mitarbeitenden des Childhood-Hauses sind telefonisch rund um die Uhr erreichbar.  

Kontakt

Telefonische Beratung für Erwachsene (24 Stunden): 

(0 40) 4 07 41 0-5 21 27

Externer Link:ifrhh@uke.de

Das Childhood-Haus ist erreichbar (rund um die Uhr) unter: 

0 40) 334 601 334

Externer Link:childhoodhaus@uke.de

Öffnungszeiten für Eltern und Kinder: montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr

Childhood-Haus im UKE
Hoheluftchaussee 18 (5.OG)
20253 Hamburg