Kategorie VdK-Zeitung Pflege zu Hause

Ergebnisse der VdK-Studie zur Nächstenpflege

Die Pflegestudie des VdK Deutschland ist mit 54.000 Teilnehmenden die deutschlandweit größte Befragung zur Nächstenpflege. Die Ergebnisse verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf.

Einer älteren Frau werden in der Küche die Haare geschnitten.
Pflege ist weiblich: Fast Dreiviertel der Pflegenden sind Frauen. © stock.adobe.com/pikselstock

Zu Hause alt werden – das ist der Wunsch fast aller Menschen in Deutschland. Nur zehn Prozent können sich vorstellen, einmal in einem Pflegeheim zu leben. Bei den Pflegebedürftigen sind es sogar nur 2,3 Prozent.

72 Prozent der Pflegenden sind Frauen. Fast die Hälfte aller Befragten gibt an, Vater oder Mutter zu pflegen. In jedem fünften Pflegehaushalt pflegt ein Lebens- oder Ehepartner.

Nächstenpflege ist ländlich: 42 Prozent der Pflegenden leben in einem Ort, der unter 5000 Einwohner hat.

37 Prozent der Pflegenden pflegen schon mehr als fünf Jahre. 23 Prozent pflegen mindestens 40 Stunden in der Woche. Nächstenpflege ist eine Familienangelegenheit. In 60 Prozent der Pflegehaushalte helfen noch weitere Familienmitglieder mit.

Pflegebedürftigkeit betrifft auch Kinder. In jedem achten Pflegehaushalt pflegen Eltern ihre minderjährigen oder erwachsenen Kinder. Der Umfang der Pflegeleistung ist dabei immens: Mehr als die Hälfte der pflegenden Eltern (54 Prozent) pflegt mehr als 39 Stunden pro Woche. 64 Prozent der Eltern unterstützen ihr Kind regelmäßig auch in der Nacht. Pflegende Eltern verzichten für die Pflege auf große Teile ihres Einkommens. 75 Prozent der pflegenden Eltern (in der Regel die Mütter) reduzierten aufgrund der Pflege die Arbeitszeit, zwei Drittel von ihnen um mindestens 50 Prozent.

Nur wenige Familien mit pflegebedürftigen Kindern nutzen außerhäusliche Pflegeunterstützungen. Kurzzeitpflege nehmen 18 Prozent und Tages- oder Nachtpflege nur drei Prozent in Anspruch. Nur elf Prozent nutzen einen Pflegedienst.

Das Ausmaß der 24-Stunden-Betreuung war bisher unbekannt. Nach VdK-Hochrechnungen beschäftigen lediglich 221.000 Pflegehaushalte eine solche Betreuungskraft. Dies sind meist besonders schwer Pflegebedürftige. Neben der Betreuungskraft sind meist ein ambulanter Pflegedienst und Familienmitglieder eingebunden. Im Vergleich zu anderen Pflegehaushalten sind Angehörige von Pflegebedürftigen, die eine 24-Stunden-Betreuung haben, häufiger erwerbstätig (um zehn Prozent).

Finanzielle Sorgen

49 Prozent der Pflegenden mussten für die Versorgung des Pflegebedürftigen ihre Arbeitszeit reduzieren. Für den Verdienstausfall gibt es keine Kompensation. Das schlägt sich auch in Sorgen um die Finanzen nieder. Die Hälfte (55 Prozent) derjenigen, die nur noch ein Einkommen unter 2000 Euro haben, berichtet von ständigen finanziellen Sorgen.

Die Mehrheit der Pflegenden (59 Prozent) vernachlässigt die eigene Gesundheit. 80 Prozent sorgen sich um ihren eigenen gesundheitlichen Zustand. Selbst nachts sind Pflegende in Rufbereitschaft. 63 Prozent geben an, dass sie hier regelmäßig Hilfestellung leisten müssen. 27 Prozent der Pflegebedürftigen brauchen jede Nacht Hilfe und die Nächstenpflegenden sind für sie da.

91 Prozent der Pflegenden haben sich freiwillig und bewusst dafür entschieden, zu pflegen. Sie entdecken im Laufe der Zeit eine positive Seite an der Nächstenpflege – sowohl für sich als auch für das Verhältnis zueinander (61 Prozent). Mehr als die Hälfte (53 Prozent) meint, dass die Beziehung zueinander gut ist. 10 Prozent der Pflegenden berichten aber auch von Aggressionen und Spannungen. Unterstützung lohnt sich: Je positiver das Verhältnis zueinander ist, umso höher ist der Zustimmungswert, weiterhin zu Hause pflegen zu wollen.